© A. Brace
Engagierte Schwestern – Barbara Müller und Christina Bailey bei der Crufts. Barbara, FCI-Allroundrichterin, wurde die Ehre zuteil, bei der diesjährigen Crufts das Internationale Junior-Handling-Finale zu richten. Die Ausstellung wurde ein Trumpf für die Zucht Altenglischer Schäferhunde ihrer Schwester Christina. Die Championanwartschaft (CC) Rüde und der BOB gingen an Ch Zottels Best Kept Secret und die Championanwartschaft (CC) Hündin an seine Halbschwester, Zottels Xtravagance, die ihre zweite UK-Championanwartschaft (CC) gewann und Barbaras Ehemann gehört, während Zottels Ferrari Fantasy of Noggybanks, ein Halbbruder des BOB-Siegers, Reserve-CC Rüde und auch Best Puppy wurde.
Als ich mich in den 1960er Jahren erstmals in der Welt der Hundeausstellungen engagierte,
ging dies auf die Gelegenheit zurück, den Boston Terrier einer befreundeten Person
vorzuführen, und zwar in einer Disziplin, die damals als „Child handling“ (Kinder-Handling)
bezeichnet wurde (ein Ausdruck der heute zweifellos als politisch nicht korrekt
betrachtet werden würde). Diese Klassen wurden seinerzeit stets von örtlichen Prominenten
gerichtet und einfach nur als Kuriosum behandelt. Die Richter hatten oft keine Ahnung
vom Handling und den dafür erforderlichen Fähigkeiten, und die Sieger wurden meistens
aufgrund ihrer „Niedlichkeit“ ausgewählt, wobei das kleinste Kind mit dem größten
Hund oft das Maß aller Dinge zu sein schien.
Im Lauf der Zeit und mit dem steigenden Interesse, das Leute wie Joe und Liz Cartledge
und die Hurleys kundtaten, wurde Junior Handling nach und nach ernster genommen.
Der Disziplin wurde ein förmlicher Rahmen verliehen, und die Richter wurden vermehrt
aufgrund ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse im Handling ausgewählt.
Ich selbst war stets der Ansicht, dass Junior Handling als Übungsterrain für das
Ausstellen in den normalen Klassen dienen sollte, und dass dabei nicht mehr und
nicht weniger verlangt werden sollte, als es bei den konventionellen im Zuchtring
ausgetragenen Klassen der Fall ist. Eine Zeitlang war die Disziplin wesentlich komplexer,
mit der Aufnahme von „Figuren“ und derartigen Dingen, was ich nie verstehen konnte.
Wenn von mir verlangt worden wäre, eine Achterfigur oder ein „umgekehrtes L“ im
Ausstellungsring vorzuführen, wäre ich ganz bestimmt auf die Nase gefallen. Dies
schien jedoch ein wesentlicher Bestandteil der neuen Junior-Handling-Welt zu sein.
Zum Glück werden diese komplexen Mustern heutzutage weniger verlangt.
Leider hat sich beim aktuellen Junior-Handling-Kult (ich betone: nicht in allen
Fällen) eine Mentalität der Juniorprominenz entwickelt, bei der es darum geht, mit
schicken Anzügen und gut gestylten Frisuren viel Aufsehen im Ring zu erregen, und
nicht um die natürliche Beziehung zum Hund und das tiefgründige Verständnis seines
Typs bei verschiedenen Rassen (was beim Umgang mit Rassen, mit denen man nicht vertraut
ist, erforderlich ist). Wenn ich mir Junior-Handling-Wettbewerbe ansehe, sei es
live oder per Video, stört es mich auch, dass viele Handler ihre Hunde offenbar
als Gebrauchsgüter behandeln, und nicht als Lebewesen. Es gibt keine Anteilnahme,
keinen echten Kontakt und keine natürliche Interaktion. Bevor unserer Jugend komplizierte
Bewegungen und tänzerische Figuren beigebracht werden, muss sie lernen, ihre Hunde
zu lieben, sie zu respektieren und zu umhegen. Ich habe sogar von erfolgreichen
Junior Handlern gehört, die nichts dabei finden, bei mehrtägigen Ausstellungen ihre
Hunde über Nacht in der Kiste auf dem Ausstellungsgelände zu lassen. Dies zeigt
für mich genau, wie wenig sie in Wirklichkeit von ihren Hunden halten! Zunächst
müssen die Grundlagen geschaffen werden, bevor es an die Entwicklung der Handling-Fähigkeiten
geht.
Nachdem dies klargestellt wurde, ist hervorzuheben, dass wir eine Reihe von sehr
begabten Junioren haben, die ihre Hunde mit Gefühl und Geschick vorführen. Sie sind
heutzutage in vielen Ländern anzutreffen. Abgesehen von dem natürlichen Talent,
das wir bei der Crufts beim Internationalen Junior-Handling-Wettbewerb erleben konnten,
bleibt unweigerlich eine der eindrucksvollsten Erinnerungen die neunjährige Lauren
Bridges, die den BOB-Sieger Samojeden führte und in Gruppe 4 unter Richter Frank
Kane teilnahm. Was den meisten Leuten auffiel, waren nicht nur die Handlingfähigkeiten
von Lauren, sondern ihre spontane Fairness, als sie vor der Aufstellung bei der
G4-Tafel zur Siegerin eilte, um ihr zu gratulieren. Dies fand beim Publikum große
Anerkennung.
Da Junior Handling zunehmend ernster genommen wird, haben auch die Gelegenheiten
zugenommen, an Wettkämpfen teilzunehmen. Viele Länder haben ihre eigenen nationalen
Bedingungen, und es bieten sich natürlich zudem nun mehr Gelegenheiten zum Reisen.
Das internationale Finale bei der Crufts findet nun bereits seit vielen Jahren statt,
und einige der ersten Sieger sind inzwischen erfolgreiche Erwachsene geworden, die
selber Kinder haben.
Nicht alle Länder, die der FCI angehören, haben ein gleich hohes Interesse oder
den gleichen Umfang an Erfahrung im Junior Handling, und es wird bereits seit geraumer
Zeit der Wunsch geäußert, dass eine gewisse Einheitlichkeit erzielt werden sollte.
FCI Youth entstand im Umfeld der Welthundeausstellung in Mailand im letzten Jahr,
unter der Führung von sieben jungen Enthusiasten aus aller Welt, die die Führung
der Sektion übernehmen werden, in der Hoffnung, das Interesse bei den Jugendlichen
zu wecken und aufrechtzuerhalten. Der Zweck der FCI-Jugendinitiative besteht darin,
„junge Leute dauerhaft in die Kynologie einzubinden, sie darin zu schulen, Hunde
fachkundig zu pflegen und auszubilden, verantwortungs¬bewusste Hundebesitzer zu
schulen, hochqualitative und sinnvolle Beschäftigung mit Hunden zu bieten, eine
neue Generation in die FCI einzubeziehen, und dazu beizutragen, eine kynologische
Kultur rund um die Welt zu prägen“. Dabei handelt es sich um bewunderungswürdige
Ziele. Da die Hundeliebe weltweit eher Sache einer alternden Bevölkerung zu sein
scheint, besteht ein größeres Bewusstsein als je zuvor, dass wir neue und jüngere
Menschen zum Hundesport bringen müssen.
Zum Jahresbeginn brachte die FCI neue „Richtlinien für das Welt- und Sektionschampionat
in Junior Handling“ heraus, die international viel Zustimmung fanden. Dabei handelt
es sich um ein sehr vernünftiges und gut durchdachtes Dokument, das einige sehr
schlagkräftige Informationen umfasst. Zunächst habe ich mich sehr darüber gefreut,
Folgendes zu lesen: „Junior Handling sollte eine konstante Sportart im Rahmen des
Hobbys der Hundeausstellungen sein. Es darf keine Elemente enthalten, die nicht
auch beim normalen Handling von Hundeausstellungen enthalten sind“. Das klingt wie
Musik in meinen Ohren, insbesondere, da im weiteren Verlauf der Richtlinien Folgendes
empfohlen wird: „Figuren: Auf- und Abgehen, Kreis, Dreieck und Bewegen in der Gruppe.
Komplizierte Figuren wie Achten und komplexere Formen, die normalerweise nicht im
Richtring eingesetzt werden, sind zu vermeiden.“ Dies entspricht dem gesunden Menschenverstand
und sollte diejenigen entmutigen, die der Ansicht zu sein scheinen, dass Junior
Handling eher eine Tanzperformance als eine Prüfung der Handlingkompetenz sein sollte.
Ein anderes Thema, das unter den Junior Handlern zu Unzufriedenheit geführt hat,
ist die Frage der nationalen Vertretung. Es hat sich immer deutlicher herausgestellt,
dass in manchen Fällen Länder bei internationalen Wettbewerben (einschließlich der
Crufts) von Junior Handlern vertreten wurden, die in Wirklichkeit noch nie einen
Fuß in das betreffende Land gesetzt hatten. Das konnte ich noch nie ganz verstehen.
Nun hat die FCI jedoch den Stier bei den Hörnern gepackt und in den Richtlinien
klar angegeben: „Der Vertreter jedes Landes hat ein Staatsbürger des von ihm vertretenen
Landes zu sein. Falls ein Land keine Junior-Handling-Aktivitäten verzeichnet, darf
es keinen Teilnehmer zu den Finals von FCI-Welt- und Sektionsausstellungen senden.“
Dies ist nicht nur logisch und fair, sondern wird auch die Ausnutzung der Schlupflöcher
der Vergangenheit verhindern. Ich verstehe nun, dass die Crufts dieselben Bedingungen
einführen will, wodurch sich die Gesamtzahl der teilnehmenden Länder zwar ganz geringfügig
verringern kann, jedoch letztendlich die Integrität und Glaubwürdigkeit des Wettbewerbs
verbessert wird.
Um auf das FCI-Dokument zurückzukommen, so gefällt mir gut die Aufnahme folgenden
Satzes: „Da beim Hundeführen die Aufmerksamkeit insgesamt auf den Hund gerichtet
werden sollte, hat der Handler zu vermeiden, sich zwischen den Richter und den Hund
zu stellen, ohne damit zu übertreiben; dieses Verhalten fällt unter das Hauptanliegen
des Handlers, zwar präsent, aber diskret zu sein.”
„Präsent aber diskret“ stellt meines Erachtens den Schlüssel zum ausgezeichneten
Handling dar. Obwohl wir viele erfolgreiche Handler gesehen haben, die, um höflich
zu bleiben, ein eher grelles Auftreten haben, sind die wirklich phänomenalen Handler
diejenigen, die es schaffen, fast mit dem Hintergrund eins zu werden, da ihr großes
Talent darin besteht, die Tugenden ihres Hundes in den Vordergrund zu stellen, während
sie anscheinend überhaupt nichts machen. Wenn Sie den Hund bemerken, bevor Sie seinen
Handler sehen, sind die Aussichten gut, dass es sich um einen ausgezeichneten Hund
mit einem ausgezeichneten Handler handelt. Zu den größten Begabungen eines Handlers
gehört es, „sanfte Hände“ zu haben, was eher angeboren als gelernt ist. Dabei handelt
es sich auch um etwas, das bei der Ausbildung von Junior Handlern meines Erachtens
nicht ausreichend betont wird. Manche können auf effiziente Weise die Gliedmaßen
richtig aufstellen und einen Hund sichtbar in Position bringen, während diejenigen
mit sanften Händen dasselbe Ergebnis erzielen, indem sie den Hund fast unmerklich
durch Streicheln in die gewünschte Position bringen. Jane Kamp Forsyth, die berühmte
amerikanische Hundeführerin und spätere Richterin, zog britische Boxerzüchter in
ihren Bann, als sie diese Kunst bei einem Seminar vorführte. Schauen Sie einigen
unserer talentierten und diskreten Handler bei der Arbeit zu... es gelingt ihnen,
nur mit Gesten und leisen Wörtern den Hund dazu zu bringen, sich richtig zu positionieren,
ohne sichtbar Hand anzulegen. Dafür gibt es kein besseres Beispiel als Jason Lynn,
wie er Ricky bei der Crufts bis zum BIS brachte. Es war wirklich sehr poesievoll,
wobei Jason den Hund niemals zu berühren schien.
Wenn dieser Sport überleben soll, müssen wir die verfügbaren jungen Talente fördern.
In meiner nächsten Kolumne werde ich über die National Terrier Ausstellung berichten,
bei der einer der Höhepunkte des Tages die allererste Zuchtklasse für Jack Russel
Terrier des UK sein wird. 47 Hunde aus der ganzen Welt wurden für Richterin Liz
Cartledge angemeldet. Ich rechne mit großem Andrang und riesigem Interesse rund
um den Ring, da ich sicher bin, dass sich diese Rasse schnell durchsetzen wird.
Ein weiterer Köder bei der „dog man’s dog show“ (Hundeausstellung für Hundemenschen)
ist die Tatsache, dass Peter Green den BIS richten wird, jemand, der alle Arten
von Rekorden in der Terrier-Welt und darüber hinaus aufgestellt hat. Ich bezweifle,
dass sein Palmarès von acht BIS-Titeln in Montgomery und vier BIS-Titeln in Westminster,
sowie einem BIS bei der Crufts als Zugabe, von einem anderen Handler je erreicht
werden kann, so dass uns ganz sicher ein spannender Tag erwartet.
Gruppenausstellungen sind an sich sehr attraktiv, doch die National Terrier Ausstellung
war seit jeher eine „saubere“ Hundeausstellung... kein überflüssiger Schnickschnack,
sondern riesige Teilnehmerfelder mit hauptsächlich spezialisierten Richtern, die
stets interessierte Zuschauer außerhalb der Gruppe anlocken.
Marie Burns hat gemeinsam mit ihrer Familie auch Freunde dazu eingeladen, nach dem
Richten zu einem Festbuffet bei den Westie-Boxen zu kommen, im Anschluss an Devon's
Crufts BIS, eine sehr großzügige Geste, die im Einklang mit dieser bescheidenen
Dame steht.
Andrew Brace
Dieser Artikel wurde am 13. April 2016 veröffentlicht http://www.dogworld.co.uk