Liebe Leserinnen und Leser,

werfen Sie einen Blick auf den Terminkalender – der zweite Teil der Ausstellungs- und Sportsaison ist recht ereignisreich!

In den nächsten 3-4 Monaten stehen nicht weniger als vier wichtige FCI-Meisterschaften auf dem Programm:

Vom 17. bis 19. Juni finden in Velke Pole (Slowakische Republik) die Europameisterschaften im Coursing statt. Eine einzigartige Gelegenheit, um die ganz besondere und mitreißende Atmosphäre bedeutender Wettbewerbe für Rennhunde zu erleben (Infos unter: http://www.skj.sk).

Weiter

Yves De Clercq
FCI-Exekutivdirektor
Willkommene Junior-Handling-Richtlinien der FCI
© A. Brace
Engagierte Schwestern – Barbara Müller und Christina Bailey bei der Crufts. Barbara, FCI-Allroundrichterin, wurde die Ehre zuteil, bei der diesjährigen Crufts das Internationale Junior-Handling-Finale zu richten. Die Ausstellung wurde ein Trumpf für die Zucht Altenglischer Schäferhunde ihrer Schwester Christina. Die Championanwartschaft (CC) Rüde und der BOB gingen an Ch Zottels Best Kept Secret und die Championanwartschaft (CC) Hündin an seine Halbschwester, Zottels Xtravagance, die ihre zweite UK-Championanwartschaft (CC) gewann und Barbaras Ehemann gehört, während Zottels Ferrari Fantasy of Noggybanks, ein Halbbruder des BOB-Siegers, Reserve-CC Rüde und auch Best Puppy wurde.

Als ich mich in den 1960er Jahren erstmals in der Welt der Hundeausstellungen engagierte, ging dies auf die Gelegenheit zurück, den Boston Terrier einer befreundeten Person vorzuführen, und zwar in einer Disziplin, die damals als „Child handling“ (Kinder-Handling) bezeichnet wurde (ein Ausdruck der heute zweifellos als politisch nicht korrekt betrachtet werden würde). Diese Klassen wurden seinerzeit stets von örtlichen Prominenten gerichtet und einfach nur als Kuriosum behandelt. Die Richter hatten oft keine Ahnung vom Handling und den dafür erforderlichen Fähigkeiten, und die Sieger wurden meistens aufgrund ihrer „Niedlichkeit“ ausgewählt, wobei das kleinste Kind mit dem größten Hund oft das Maß aller Dinge zu sein schien.

Im Lauf der Zeit und mit dem steigenden Interesse, das Leute wie Joe und Liz Cartledge und die Hurleys kundtaten, wurde Junior Handling nach und nach ernster genommen. Der Disziplin wurde ein förmlicher Rahmen verliehen, und die Richter wurden vermehrt aufgrund ihrer Fähigkeiten und Kenntnisse im Handling ausgewählt.

Ich selbst war stets der Ansicht, dass Junior Handling als Übungsterrain für das Ausstellen in den normalen Klassen dienen sollte, und dass dabei nicht mehr und nicht weniger verlangt werden sollte, als es bei den konventionellen im Zuchtring ausgetragenen Klassen der Fall ist. Eine Zeitlang war die Disziplin wesentlich komplexer, mit der Aufnahme von „Figuren“ und derartigen Dingen, was ich nie verstehen konnte. Wenn von mir verlangt worden wäre, eine Achterfigur oder ein „umgekehrtes L“ im Ausstellungsring vorzuführen, wäre ich ganz bestimmt auf die Nase gefallen. Dies schien jedoch ein wesentlicher Bestandteil der neuen Junior-Handling-Welt zu sein. Zum Glück werden diese komplexen Mustern heutzutage weniger verlangt.

Leider hat sich beim aktuellen Junior-Handling-Kult (ich betone: nicht in allen Fällen) eine Mentalität der Juniorprominenz entwickelt, bei der es darum geht, mit schicken Anzügen und gut gestylten Frisuren viel Aufsehen im Ring zu erregen, und nicht um die natürliche Beziehung zum Hund und das tiefgründige Verständnis seines Typs bei verschiedenen Rassen (was beim Umgang mit Rassen, mit denen man nicht vertraut ist, erforderlich ist). Wenn ich mir Junior-Handling-Wettbewerbe ansehe, sei es live oder per Video, stört es mich auch, dass viele Handler ihre Hunde offenbar als Gebrauchsgüter behandeln, und nicht als Lebewesen. Es gibt keine Anteilnahme, keinen echten Kontakt und keine natürliche Interaktion. Bevor unserer Jugend komplizierte Bewegungen und tänzerische Figuren beigebracht werden, muss sie lernen, ihre Hunde zu lieben, sie zu respektieren und zu umhegen. Ich habe sogar von erfolgreichen Junior Handlern gehört, die nichts dabei finden, bei mehrtägigen Ausstellungen ihre Hunde über Nacht in der Kiste auf dem Ausstellungsgelände zu lassen. Dies zeigt für mich genau, wie wenig sie in Wirklichkeit von ihren Hunden halten! Zunächst müssen die Grundlagen geschaffen werden, bevor es an die Entwicklung der Handling-Fähigkeiten geht.

Nachdem dies klargestellt wurde, ist hervorzuheben, dass wir eine Reihe von sehr begabten Junioren haben, die ihre Hunde mit Gefühl und Geschick vorführen. Sie sind heutzutage in vielen Ländern anzutreffen. Abgesehen von dem natürlichen Talent, das wir bei der Crufts beim Internationalen Junior-Handling-Wettbewerb erleben konnten, bleibt unweigerlich eine der eindrucksvollsten Erinnerungen die neunjährige Lauren Bridges, die den BOB-Sieger Samojeden führte und in Gruppe 4 unter Richter Frank Kane teilnahm. Was den meisten Leuten auffiel, waren nicht nur die Handlingfähigkeiten von Lauren, sondern ihre spontane Fairness, als sie vor der Aufstellung bei der G4-Tafel zur Siegerin eilte, um ihr zu gratulieren. Dies fand beim Publikum große Anerkennung.

Da Junior Handling zunehmend ernster genommen wird, haben auch die Gelegenheiten zugenommen, an Wettkämpfen teilzunehmen. Viele Länder haben ihre eigenen nationalen Bedingungen, und es bieten sich natürlich zudem nun mehr Gelegenheiten zum Reisen. Das internationale Finale bei der Crufts findet nun bereits seit vielen Jahren statt, und einige der ersten Sieger sind inzwischen erfolgreiche Erwachsene geworden, die selber Kinder haben.

Nicht alle Länder, die der FCI angehören, haben ein gleich hohes Interesse oder den gleichen Umfang an Erfahrung im Junior Handling, und es wird bereits seit geraumer Zeit der Wunsch geäußert, dass eine gewisse Einheitlichkeit erzielt werden sollte. FCI Youth entstand im Umfeld der Welthundeausstellung in Mailand im letzten Jahr, unter der Führung von sieben jungen Enthusiasten aus aller Welt, die die Führung der Sektion übernehmen werden, in der Hoffnung, das Interesse bei den Jugendlichen zu wecken und aufrechtzuerhalten. Der Zweck der FCI-Jugendinitiative besteht darin, „junge Leute dauerhaft in die Kynologie einzubinden, sie darin zu schulen, Hunde fachkundig zu pflegen und auszubilden, verantwortungs¬bewusste Hundebesitzer zu schulen, hochqualitative und sinnvolle Beschäftigung mit Hunden zu bieten, eine neue Generation in die FCI einzubeziehen, und dazu beizutragen, eine kynologische Kultur rund um die Welt zu prägen“. Dabei handelt es sich um bewunderungswürdige Ziele. Da die Hundeliebe weltweit eher Sache einer alternden Bevölkerung zu sein scheint, besteht ein größeres Bewusstsein als je zuvor, dass wir neue und jüngere Menschen zum Hundesport bringen müssen.

Zum Jahresbeginn brachte die FCI neue „Richtlinien für das Welt- und Sektionschampionat in Junior Handling“ heraus, die international viel Zustimmung fanden. Dabei handelt es sich um ein sehr vernünftiges und gut durchdachtes Dokument, das einige sehr schlagkräftige Informationen umfasst. Zunächst habe ich mich sehr darüber gefreut, Folgendes zu lesen: „Junior Handling sollte eine konstante Sportart im Rahmen des Hobbys der Hundeausstellungen sein. Es darf keine Elemente enthalten, die nicht auch beim normalen Handling von Hundeausstellungen enthalten sind“. Das klingt wie Musik in meinen Ohren, insbesondere, da im weiteren Verlauf der Richtlinien Folgendes empfohlen wird: „Figuren: Auf- und Abgehen, Kreis, Dreieck und Bewegen in der Gruppe. Komplizierte Figuren wie Achten und komplexere Formen, die normalerweise nicht im Richtring eingesetzt werden, sind zu vermeiden.“ Dies entspricht dem gesunden Menschenverstand und sollte diejenigen entmutigen, die der Ansicht zu sein scheinen, dass Junior Handling eher eine Tanzperformance als eine Prüfung der Handlingkompetenz sein sollte.

Ein anderes Thema, das unter den Junior Handlern zu Unzufriedenheit geführt hat, ist die Frage der nationalen Vertretung. Es hat sich immer deutlicher herausgestellt, dass in manchen Fällen Länder bei internationalen Wettbewerben (einschließlich der Crufts) von Junior Handlern vertreten wurden, die in Wirklichkeit noch nie einen Fuß in das betreffende Land gesetzt hatten. Das konnte ich noch nie ganz verstehen. Nun hat die FCI jedoch den Stier bei den Hörnern gepackt und in den Richtlinien klar angegeben: „Der Vertreter jedes Landes hat ein Staatsbürger des von ihm vertretenen Landes zu sein. Falls ein Land keine Junior-Handling-Aktivitäten verzeichnet, darf es keinen Teilnehmer zu den Finals von FCI-Welt- und Sektionsausstellungen senden.“ Dies ist nicht nur logisch und fair, sondern wird auch die Ausnutzung der Schlupflöcher der Vergangenheit verhindern. Ich verstehe nun, dass die Crufts dieselben Bedingungen einführen will, wodurch sich die Gesamtzahl der teilnehmenden Länder zwar ganz geringfügig verringern kann, jedoch letztendlich die Integrität und Glaubwürdigkeit des Wettbewerbs verbessert wird.

Um auf das FCI-Dokument zurückzukommen, so gefällt mir gut die Aufnahme folgenden Satzes: „Da beim Hundeführen die Aufmerksamkeit insgesamt auf den Hund gerichtet werden sollte, hat der Handler zu vermeiden, sich zwischen den Richter und den Hund zu stellen, ohne damit zu übertreiben; dieses Verhalten fällt unter das Hauptanliegen des Handlers, zwar präsent, aber diskret zu sein.”

„Präsent aber diskret“ stellt meines Erachtens den Schlüssel zum ausgezeichneten Handling dar. Obwohl wir viele erfolgreiche Handler gesehen haben, die, um höflich zu bleiben, ein eher grelles Auftreten haben, sind die wirklich phänomenalen Handler diejenigen, die es schaffen, fast mit dem Hintergrund eins zu werden, da ihr großes Talent darin besteht, die Tugenden ihres Hundes in den Vordergrund zu stellen, während sie anscheinend überhaupt nichts machen. Wenn Sie den Hund bemerken, bevor Sie seinen Handler sehen, sind die Aussichten gut, dass es sich um einen ausgezeichneten Hund mit einem ausgezeichneten Handler handelt. Zu den größten Begabungen eines Handlers gehört es, „sanfte Hände“ zu haben, was eher angeboren als gelernt ist. Dabei handelt es sich auch um etwas, das bei der Ausbildung von Junior Handlern meines Erachtens nicht ausreichend betont wird. Manche können auf effiziente Weise die Gliedmaßen richtig aufstellen und einen Hund sichtbar in Position bringen, während diejenigen mit sanften Händen dasselbe Ergebnis erzielen, indem sie den Hund fast unmerklich durch Streicheln in die gewünschte Position bringen. Jane Kamp Forsyth, die berühmte amerikanische Hundeführerin und spätere Richterin, zog britische Boxerzüchter in ihren Bann, als sie diese Kunst bei einem Seminar vorführte. Schauen Sie einigen unserer talentierten und diskreten Handler bei der Arbeit zu... es gelingt ihnen, nur mit Gesten und leisen Wörtern den Hund dazu zu bringen, sich richtig zu positionieren, ohne sichtbar Hand anzulegen. Dafür gibt es kein besseres Beispiel als Jason Lynn, wie er Ricky bei der Crufts bis zum BIS brachte. Es war wirklich sehr poesievoll, wobei Jason den Hund niemals zu berühren schien.

Wenn dieser Sport überleben soll, müssen wir die verfügbaren jungen Talente fördern.

In meiner nächsten Kolumne werde ich über die National Terrier Ausstellung berichten, bei der einer der Höhepunkte des Tages die allererste Zuchtklasse für Jack Russel Terrier des UK sein wird. 47 Hunde aus der ganzen Welt wurden für Richterin Liz Cartledge angemeldet. Ich rechne mit großem Andrang und riesigem Interesse rund um den Ring, da ich sicher bin, dass sich diese Rasse schnell durchsetzen wird. Ein weiterer Köder bei der „dog man’s dog show“ (Hundeausstellung für Hundemenschen) ist die Tatsache, dass Peter Green den BIS richten wird, jemand, der alle Arten von Rekorden in der Terrier-Welt und darüber hinaus aufgestellt hat. Ich bezweifle, dass sein Palmarès von acht BIS-Titeln in Montgomery und vier BIS-Titeln in Westminster, sowie einem BIS bei der Crufts als Zugabe, von einem anderen Handler je erreicht werden kann, so dass uns ganz sicher ein spannender Tag erwartet.

Gruppenausstellungen sind an sich sehr attraktiv, doch die National Terrier Ausstellung war seit jeher eine „saubere“ Hundeausstellung... kein überflüssiger Schnickschnack, sondern riesige Teilnehmerfelder mit hauptsächlich spezialisierten Richtern, die stets interessierte Zuschauer außerhalb der Gruppe anlocken.

Marie Burns hat gemeinsam mit ihrer Familie auch Freunde dazu eingeladen, nach dem Richten zu einem Festbuffet bei den Westie-Boxen zu kommen, im Anschluss an Devon's Crufts BIS, eine sehr großzügige Geste, die im Einklang mit dieser bescheidenen Dame steht.

Andrew Brace
Dieser Artikel wurde am 13. April 2016 veröffentlicht http://www.dogworld.co.uk